Der Seelenfütterer - Klaus Bendel

Glauben (er)leben

falsches Vertrauen? - Was ist das für ein Vertrauen, das du da hast?

Wir befinden uns im Jahr 686 vor Christi Geburt.

Mächtige Völker kämpfen um die Vorherrschaft in einem Gebiet, dass wir heute den Nahen Osten nennen.
Wer zu schwach ist und sich nicht unterwirft, wird ausgelöscht.
Die unterlegene Bevölkerung wird verschleppt oder getötet.


Eine Gestalt liegt mit einem Sack bekleidet und mit Asche auf dem Haupt vor dem Altar. Sie trägt Sack und Asche als Zeichen der Trauer. Wie ein Häuflein Elend liegt er da und klagt Gott sein Leid. Es ist ihm nicht anzusehen, welches hohe Amt er bekleidet. Er ist ein König – sein Name ist Hiskia – Er ist König, König von Juda. Ein König in Sack und Asche. Was war geschehen?

Jerusalem wurde von den Assyrern belagert und es sah nicht gut aus. Ein riesiges, übermächtiges Heer lagerte vor den Toren der Stadt. Die Assyrer hatten bereits das mächtige Nordreich „Israel“ erobert und auch die Hauptstadt Samaria eingenommen. Wenn schon das Nordreich, den Assyrern nicht widerstehen hatte können, wie sollte dies dem viel schwächeren Südreich gelingen?

Der König von Assyrien hatte seine Truppen mit seinem Heerführer dem Tartan geschickt. Die Bibel berichtet davon, dass der Heerführer mit seinem Hauptmann, dem Rabsaris, und dem Befehlshaber der Leibwache und Obermundschenk, dem Rabschake vor die Tore Jerusalems gezogen war. Ihnen allen voran war es der Rabschake, der mit einer verhöhnenden Rede die gegnerischen Anführer einzuschüchtern versuchte. Sie hatten nach dem König rufen lassen. König Hiskia hingegen, schickte seinen Hofmeister Eljakim, den Schreiber Schebna und seinen Kanzler Joach. Sie traten vor das Tor und der Rabschake begann mit seiner Hohnrede:
„Sagt doch dem König Hiskia: So spricht der große König, der König von Assyrien: Was ist das für ein Vertrauen, das du da hast?
Meinst du, bloße Worte seien schon Rat und Macht zum Kämpfen?
Auf wen verlässt du dich denn, dass du von mir abtrünnig geworden bist?“

In seiner Rede vergleicht der Rabschake das Königreich Juda mit all den Königreichen, die bereits der Allmacht des Assyrischen Königs erlegen waren. Sie alle hatten sich auf Bündnisse verlassen und waren gescheitert. Sie hatten zu Ihren Gottheiten gebetet und waren doch besiegt worden.

So auch König Hiskia: Er hatte sich mit den Ägyptern gegen die Assyrer verbündet und hatte verloren. Nun stand der Feind vor den Toren Jerusalems.
Die große Festung Lachisch, rund 40km von Jerusalem entfernt, war bereits gefallen und in der Hand der Assyrer.

Die Schäh-Rede des Assyrers endet mit einem Aufruf an die Soldaten in den Wehrgängen und auf den Zinnen der Stadtmauer und an das Volk Jerusalems in den Straßen und Gassen hinter den Toren:

„Hört das Wort des großen Königs, des Königs von Assyrien!“

Ruft er ihnen zu,

„So spricht der König: Lasst euch von Hiskia nicht betrügen, denn er vermag euch nicht zu erretten aus meiner Hand.

Und lasst euch von Hiskia nicht verleiten, auf den HERRN zu vertrauen, wenn er sagt: Der HERR wird uns erretten, und diese Stadt wird nicht in die Hände des Königs von Assyrien gegeben werden.

Hört nicht auf Hiskia!
Denn so spricht der König von Assyrien: Nehmt meine Gnade an und kommt zu mir heraus, so soll jedermann von seinem Weinstock und seinem Feigenbaum essen und von seinem Brunnen trinken, bis ich komme und euch hole - in ein Land, das eurem Lande gleich ist, darin Korn, Wein, Brot, Weinberge, Ölbäume und Honig sind;
dann werdet ihr am Leben bleiben und nicht sterben. Hört nicht auf Hiskia, denn er verführt euch, wenn er spricht: Der HERR wird uns erretten.

Hat auch nur einer der Götter der andern Völker sein Land errettet aus der Hand des Königs von Assyrien?“

Der Rabschake biete dem Volk einen Handel an:
Gebt auf und ich lasse euch am Leben.
Verratet euren König und ich lasse euch am Leben.
Wendet euch ab von eurem Gott und ich lasse euch am Leben.
Mehr noch: Ihr dürft so lange weiterleben wie bisher und die Früchte eurer Arbeit genießen, bis ich euch hole.
Dann bringe ich euch in ein Land darin Korn, Wein, Brot, Weinberge, Ölbäume und Honig sind.  Dass sie dort dann als Sklaven dienen müssen, verschweigt er.

Das Volk und die Soldaten geben keine Antwort. So hatte es der König angewiesen.

Die drei Gesandten sind völlig aufgelöst. Sie wissen nicht mehr weiter. Normaler Weise wären in einer solchen Situation nun Reichtümer und Abgaben gefordert worden. Ein Handel, der den Bestand des Königreichs Juda sichergestellt hätte. Doch das was der Assyrer hier von sich gegeben hatte, ließ keinen Platz für einen Handel. Die Sache war ganz einfach: Ergebt euch oder sterbt.
Es gleicht einem Todesurteil für das Königreich Juda. Den Untergang vor Augen erfasst die drei tiefe Trauer. Sie zerreißen ihre Kleidung und treten so vor den König. Bereits beim Anblick seiner drei Gesandten ist es dem König klar: Das Ende ist nahe. So erhält der König die Botschaft des Assyrers.

Auch er zerreißt seine Kleider und legt den Sack an. Von Trauer und Angst überwältigt flüchtet er in den Tempel und wirft sich nieder. So liegt er da mit einem Sack bekleidet und mit Asche auf dem Haupt vor dem Altar. Er trägt Sack und Asche als Zeichen der Trauer. Wie ein Häuflein Elend liegt er da und klagt Gott sein Leid.

Was soll er nun tun? Was ist das Beste für ihn und vor allem was ist das Beste für sein Volk?

Soll er es an den Feind ausliefern? Auf Gedeih und Verderb dem fremden König überlassen? Immerhin hat der Assyrer versprochen die Menschen am Leben zu lassen. Doch müssten sie alles aufgeben. Ihr Land, ihren König, sogar ihren Gott.

Er konnte und er wollte dies nicht allein entscheiden. Seine Entscheidung sich an die Ägypter zu wenden und mit ihnen gemeinsam gegen die Assyrer zu kämpfen, hatte ihn erst in diese Lage gebracht.
Dieses Mal will er es anders, will er es besser machen. Er besinnt sich darauf, was früher die Basis der Menschen seines Volkes war, was auch die Basis seiner Herrschaft gewesen ist.

Für ihn ist in diesem Moment klar:
Er will…, er darf jetzt keinen Fehler mehr machen.
Er würde sich nicht mehr auf sich selbst verlassen.
Er würde ich auch nicht mehr auf andere Menschen verlassen.
Jetzt war die Zeit gekommen sich zu entscheiden. Gebe ich mein Schicksal und das meines ganzen Volkes in die Hände eines fremden Königs oder nicht?

So betet er zu seinem Gott, dem Herrn und hofft auf eine Antwort.
Aber würde er alle richtig verstehen, sollte Gott ihm tatsächlich antworten?
Das war ihm zu unsicher. Er erinnerte sich an einen Mann von dem alle sagten, dass er ein Auserwählter Gottes, ein Prophet sei. An ihn wollte er sich wenden, nur so konnte er sicher sein …

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„Herr, was befiehlst du, was sollen wir tun?“

Der König war in Freie getreten und steht nun vor seinen drei Gesandten:
„Geht zum Propheten Jesaja, dem Sohn des Amoz und sagt ihm folgendes:
Das ist ein Tag der Not, der Strafe und der Schmach – wie wenn Kinder eben geboren werden sollen, aber die Kraft fehlt, sie zu gebären. Vielleicht hört der HERR, dein Gott, alle Worte des Rabschake, den sein Herr, der König von Assyrien, gesandt hat, um Hohn zu sprechen dem lebendigen Gott, und straft die Worte, die der HERR, dein Gott, gehört hat. So erhebe dein Gebet für die Übriggebliebenen, die noch vorhanden sind.“

Mit einer Mischung aus Hoffnung und Angst machen die drei sich auf den Weg.

Als sie bei Jesaja angekommen sind, hat dieser bereits eine Antwort bereit und spricht zu ihnen: So sagt eurem Herrn: So spricht der HERR: Fürchte dich nicht vor den Worten, die du gehört hast, mit denen mich die Knechte des Königs von Assyrien gelästert haben.
Siehe, ich gebe in ihn einen Geist, dass er ein Gerücht hören und in sein Land zurückziehen wird, und will ihn durchs Schwert fällen in seinem Lande.

Das ist doch mal eine Aussage!
Gott selbst würde eingreifen und sein Volk retten.
Frohen Mutes gehen sie zurück zu König Hiskia und bringen ihm die Antwort des Propheten.

Und tatsächlich: Sanherib, der König von Assyrien, machte sich auf nach Libna, um sich dort dem König von Kusch entgegenzustellen. Er hatte gehört, dass die Truppen von König Tirhaka dort gegen ihn kämpfen wollten.

Die Befürchtung war nicht unbegründet. Immerhin hatten die Kusch, als südliche Nachbarn Ägyptens zu dieser Zeit bereits fast ganz Ägypten erobert und herrschten dort als „Schwarze Pharaonen“.

Durch Bündnisse mit den kleineren Königreichen, wie beispielsweise Juda, versuchte deren König Tirhaka, den Einfluss der Assyrer zu schmälern.

So machte sich Sanherib mit seinen Truppen auf.
Zuvor setzte er noch einen Brief an Hiskia auf.
Die Aussage war klar.
Heute würde man es vielleicht so sagen:
„Ich bin der Boss! – Niemand kommt an mir vorbei – Meine Truppen überwinden alle und jeden – Kein König und kein Gott ist so mächtig wie ich- Also gib sie auf, deine Träume vom Widerstand gegen meine Allmacht – Wie all die anderen Götter, wird und kann auch dein Gott dir nicht helfen! – Also: Gib auf!“

Die Selbstsicherheit in seinen Worten, macht Hiskia Angst.
Ist Sanherib wirklich so stark?
Sein ganzes Auftreten und seine Erfolge geben ihm recht.

Hiskia bringt die Worte des Assyrerkönigs vor Gott und betet:
„HERR, neige deine Ohren und höre; HERR, tu deine Augen auf und sieh und höre die Worte Sanheribs, der hergesandt hat, um dem lebendigen Gott Hohn zu sprechen.
Es ist wahr, HERR, die Könige von Assyrien haben die Völker umgebracht und ihre Länder verwüstet und haben ihre Götter ins Feuer geworfen, denn es waren nicht Götter, sondern Werk von Menschenhänden, Holz und Stein; darum haben sie sie vertilgt.
Nun aber, HERR, unser Gott, errette uns aus seiner Hand, damit alle Königreiche auf Erden erkennen, dass du, HERR, allein Gott bist.

Hiskia bringt die Worte des Assyrerkönigs vor Gott … und … Gott antwortet!

Gott antwortet wieder durch den Mund des Propheten Jesaja:

„So spricht der HERR, der Gott Israels: Was du zu mir gebetet hast um Sanheribs willen, des Königs von Assyrien, das habe ich gehört.

Das ist's, was der HERR gegen ihn geredet hat: Die Jungfrau, die Tochter Zion, verachtet dich und spottet deiner. Die Tochter Jerusalem schüttelt ihr Haupt hinter dir her.“

Aus Sicht Gottes sind die Drohungen des Assyrers lächerlich.
Alles was er aufbringen kann, all die Soldaten, all die modernen Waffen und Kampftechniken – sie sind nichts wert. Sie halten nicht Stand gegen den Willen Gottes. Es genügt ein Gedanke Gottes und all die irdische Macht ist dahin.

Der Assyrer droht Jerusalem? Jerusalem schüttelt ihr Haupt, sie schüttelt sich vor Lachen. Und Jerusalem hat gut lachen: Gott hat Hiskias Gebet gehört und greift ein …

Gottes Worte münden in einen klaren Satz:
„Weil du denn gegen mich tobst und dein Übermut vor meine Ohren gekommen ist, so will ich dir meinen Ring in deine Nase legen und meinen Zaum in dein Maul und will dich den Weg wieder zurückführen, den du hergekommen bist.“

Und so kam es. Im Vers 35 lesen wir:
„Und in dieser Nacht fuhr aus der Engel des HERRN und schlug im Lager der Assyrer hundertfünfundachtzigtausend Mann. Und als man sich früh am Morgen aufmachte, siehe, da lag alles voller Leichen.

So brach Sanherib, der König von Assyrien, auf und zog ab, kehrte zurück und blieb zu Ninive.“

Wie Gott es angekündigt hatte, war der König der Assyrer wieder heimgekehrt, heimgekehrt in die sichere Umgebung seiner Hauptstadt Ninive.

Siehe, ich gebe in ihn einen Geist, dass er ein Gerücht hören und in sein Land zurückziehen wird, und will ihn durchs Schwert fällen in seinem Lande.

Dieselbe Ohnmacht all der Götzenbilder, die durch die Assyrer gestürzt worden waren, zeigte sich nun auch bei den assyrischen Göttern.

So lesen wir in der Bibel:
„Und als er anbetete im Haus seines Gottes Nisroch, erschlugen ihn mit dem Schwert seine Söhne Adrammelech und Sarezer, und sie entkamen ins Land Ararat. Und sein Sohn Asarhaddon wurde König an seiner statt.“

Der mächtige Sanherib, er der riesige Gebiete erobert hatte,
dieser große Herrscher, der so viele Könige mit Ihren Gottheiten niedergeworfen hatte,
dieser König, der doch alle weltliche Macht überwunden hatte,
… er konnte gegen den Gott dieses kleinen Königreichs Juda nicht bestehen.

Letztlich hat nichts was wir als Menschen erschaffen oder zerstören Bestand.

Einzig Gottes Werk und Gottes Wort bleibt bestehen – für alle Zeit.

Das ist es, woran wir uns orientieren sollten: Gottes Werk an unseren Nächsten tun und Gottes Worte zu unseren Mitmenschen tragen.

Und wenn uns dann jemand fragt:
Was ist das für ein Vertrauen, das du da hast?

Dann haben wir eine Antwort: Es ist Gottvertrauen!

Judit 13,19
Denn die Hoffnung, die dich geleitet hat, soll nicht aus den Herzen der Menschen weichen, die der Stärke Gottes vertrauen ewiglich!

Amen