Der Seelenfütterer - Klaus Bendel

Glauben (er)leben

Eine königliche Hochzeit - (mit Hindernissen ...).

Es ist noch früh am Morgen. Eine unruhige Nacht mit wenig Schlaf liegt hinter ihm. Er hat es schon wieder getan. Es ist falsch, das weiß er genau. Sein Glaube verbietet ihm ja, diese Sünde. Er fühlt sich auch immer schuldig danach, doch was soll`s? Mittlerer Weile hat er sich daran gewöhnt. Er wird gleich zu seinem Priester gehen. Sein Beichtvater wird sich seine Sünden anhören und sicher nicht begeistert sein. Letztlich wird er ihm wieder einige Bußaufgaben aufbürden und ihm die Absolution erteilen. Dann kann er wieder unbeschwert in den Alltag starten. „Gehe hin und sündige fortan nicht mehr …“ die Worte klingen ihm noch in den Ohren, als er wenige Wochen später wieder seinem Verlangen nachgibt und der nicht enden wollende Kreislauf aus Schuld und Vergebung seine Fortsetzung findet.

Schuld und Vergebung. Wie ist das eigentlich damit? Ist es wirklich so, dass ich mir die Vergebung „erschwindeln“ kann? Je nach Konfession gehe ich zur Beichte oder bitte Gott beim Abendmahl um Vergebung für meine Sünden, obwohl ich genau weiß, dass ich die Sündenvergebung nur dazu benutze mir eine „reine Weste“ vor meinem Gewissen zu verschaffen; mir dieses „reine Gewissen“ selbst nur vorgaukle?

Ich sage ja zu Jesus und ja zu Gott. Ich nehme all dies in Anspruch, wovon die Glieder Christi in ihrem Leben und danach profitieren. Ich nehme in Anspruch ins Himmelreich aufgenommen zu werden. Aber wie ist das? Gehöre ich wirklich dazu, wenn ich das eine sage aber das andere tue?

Auch Jesus geht in einem seiner  Gleichnisse auf dieses Thema ein.

Es geht um einen Mann, nennen wir ihn Lamech, der aus heiterem Himmel zu einer königlichen Hochzeit eingeladen wird …

Doch hören wir zunächst auf den heutigen Predigttext. Ich lese aus Matthäus 22, die Verse 1–14

Die königliche Hochzeit

1 Und Jesus fing an und redete abermals in Gleichnissen zu ihnen und sprach: 2 Das Himmelreich gleicht einem König, der seinem Sohn die Hochzeit ausrichtete. 3 Und er sandte seine Knechte aus, die Gäste zur Hochzeit zu rufen; doch sie wollten nicht kommen. 4 Abermals sandte er andere Knechte aus und sprach: Sagt den Gästen: Siehe, meine Mahlzeit habe ich bereitet, meine Ochsen und mein Mastvieh ist geschlachtet und alles ist bereit; kommt zur Hochzeit! 5 Aber sie verachteten das und gingen weg, einer auf seinen Acker, der andere an sein Geschäft. 6 Die Übrigen aber ergriffen seine Knechte, verhöhnten und töteten sie. 7 Da wurde der König zornig und schickte seine Heere aus und brachte diese Mörder um und zündete ihre Stadt an. 8 Dann sprach er zu seinen Knechten: Die Hochzeit ist zwar bereit, aber die Gäste waren's nicht wert. 9 Darum geht hinaus auf die Straßen und ladet zur Hochzeit ein, wen ihr findet. 10 Und die Knechte gingen auf die Straßen hinaus und brachten zusammen, alle, die sie fanden, Böse und Gute; und der Hochzeitssaal war voll mit Gästen. 11 Da ging der König hinein zum Mahl, sich die Gäste anzusehen, und sah da einen Menschen, der hatte kein hochzeitliches Gewand an, 12 und sprach zu ihm: Freund, wie bist du hier hereingekommen und hast doch kein hochzeitliches Gewand an? Er aber verstummte. 13 Da sprach der König zu seinen Dienern: Bindet ihm Hände und Füße und werft ihn in die äußerste Finsternis! Da wird sein Heulen und Zähneklappern. 14 Denn viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt.

Jesus erzählt uns hier ein Gleichnis. Wie immer bei seinen Gleichnissen schlägt er eine Brücke zum täglichen Leben seiner Zuhörer.
Wie sich eine solche Geschichte abgespielt haben hätte können?
Möglicher Weise so …: 


Berufen muss Lamech sich gefühlt haben. Da steht ein königlicher Bote vor seiner Türe und lädt ihn ein zur königlichen Hochzeit. So etwas passiert jemandem wie ihm eigentlich nicht.

Das wird vor allem deutlich, wenn wir uns die Wichtigkeit des Hochzeitsfestes im Judentum vor Augen halten. Es hat einen weitaus höheren Stellenwert als bei uns.

Rabbi Eleazar drückte es so aus:
Ein Mensch, der keine Frau hat, ist kein Mensch …
Nach jüdischer Tradition ist die Eheschließung die Bestimmung des Menschen.
In der Ehe erfüllt sich das Leben.
Mann und Frau haben Gottes Auftrag, den Fortbestand des israelitischen Volkes zu sichern.
So heißt es bereits im ersten Buch Mose: „Seid fruchtbar und mehret Euch und füllet die Erde“.
Erst nach der Hochzeit ist der Mensch ein vollkommener Mensch.
Nicht nur für das Ehepaar, sondern auch für die jüdische Gemeinde ist die Hochzeit ein heiliges Ereignis.
Das Leben wird erst vollkommen mit der Eheschließung.
Somit gehört eine Hochzeit zu den absolut wichtigsten Festen im Judentum.

Nun hat Lamech eine Einladung zu einem ebensolchen Hochzeitsfest erhalten. Dazu noch eine königliche Hochzeit. Wer kann dazu schon nein sagen?

Nun ja, die geladenen Gäste hatten es getan. Sie hatten bei der ersten Einladung nein gesagt. Die Namen der Auserwählten stehen alle in einem Buch, des Königs. Jede und jeder Einzelne von Ihnen ist dem König wichtig, doch mit ihrer Absage entehrten sie den Gastgeber. Alles andere war wichtiger …
Aber der König ist gütig. Möglicher Weise hat er sich ja missverständlich ausgedrückt. So schickt er nochmals seine Knechte aus und beschreibt mit blumigen Worten, was die Gäste erwarten wird.
„Siehe, meine Mahlzeit habe ich bereitet, meine Ochsen und mein Mastvieh ist geschlachtet und alles ist bereit; kommt zur Hochzeit!“

Doch wieder: lauter Ablehnung. Seine Knechte werden weggeschickt, verhöhnt oder sogar getötet. Solch ein ehrloses Verhalten lässt sich der König nun nicht mehr bieten. Er schickt Soldaten aus, die Mörder zu bestrafen.

Doch was nun? Die, von denen er dachte, dass sie sich besonders freuen würden, die Hochzeitsfeierlichkeiten zu besuchen, seine Wunschgäste, die wollen nichts mehr von ihm wissen. Traurig muss er feststellen: Sie waren es wohl nicht wert eingeladen zu werden.

So schickt er seine Knechte ein drittes Mal aus. Dieses Mal gilt die Einladung jeder und jedem, dem die Knechte über den Weg laufen. Es gibt kein Buch mit Namen, keine Gästeliste. Alle sind eingeladen.

So auch Lamech. Er war eben dabei seinen Karren zu beladen, um anschließend auf den Markt zu gehen, als der königliche Bote auftauchte. Es war Montag und bereits am Mittwoch sollte die Hochzeit stattfinden. Er strahlte förmlich von innen heraus, als er seinen Karren, mit einem fröhlichen Lied auf den Lippen zum Markt schob. Lamech war nicht reich aber er war ein tüchtiger Bauer. Seine Ernten fielen meist so gut aus, dass er gemeinsam mit seiner Frau ein Leben ohne Hunger und Armut leben konnte. Kinder hatten sie noch keine. Aber sie waren ja noch jung. Seine Frau war einige Tage zu ihrer Mutter gegangen. Die war krank geworden und so pflegte seine Frau sie, bis seine Schwiegermutter wieder auf die Beine gekommen war.

Auf dem Markt traf er Josef. Josef war ein Handelsreisender. Er kam viel herum und hatte allerlei zu erzählen. Lamech hörte ihm immer gespannt zu, wenn er aus fremden Ländern und fremden Städten erzählte. Heute jedoch, so war Lamech sicher, würde er Josef verblüffen, verblüffen mit einer Nachricht, die er selbst noch kaum glauben konnte.

Als er fast angekommen war, hörte er schon von weitem Josef, wie er seine Waren anpries.

Seine Schritte wurden schneller. Er wollte unbedingt seine Neuigkeiten erzählen. „Warum strahlst du denn so an diesem frischen Morgen? Das kann doch nicht allein die Freude an meinem Anblick sein“, scherzte Josef. „Du wirst nicht glauben, was mir passiert ist“, begann Lamech, „königliche Boten waren bei mir und …“ – „… haben dich zur königlichen Hochzeit eingeladen“, vervollständigte Josef den angefangenen Satz.
Lamech bekam den Mund nicht mehr zu: „Woher, warum …?“
Fassungslos, stand er vor Josef. „Bei mir waren sie auch! Auch ich bin eingeladen.“ Er breitete seine Arme aus und wies in beide Richtungen der Straße: „Alle hier in der Straße sind eingeladen.
 Der Bote hatte noch gesagt, dass wir kommen sollen, wie wir sind. Wir brauchen uns nicht festlich zu schmücken, denn der König hält für uns alle ein passendes Festgewand bereit.“

Als Lamech vom Markt nach Hause kam, wartet seine Frau bereits auf ihn. Nachdem sie sich begrüßt hatten sagte sie mit einem Strahlen im Gesicht: „Meiner Mutter geht es wieder gut, so kann ich nun wieder hierbleiben. Aber setze dich hin, ich muss dir etwas Unglaubliches erzählen. Wir sind eingeladen, eingeladen auf eine Hochzeit, eine königliche Hochzeit“

„Bei dir war der Bote auch?“ Lamech war fassungslos. „Alle Händler aus der Straße sind eingeladen. Ich glaube fast, alle Welt ist eingeladen …“
Lamech klang ein klein wenig enttäuscht.
Er dachte er wäre auserwählt worden, auserwählt vom König bei der Hochzeit seines Sohnes dabei zu sein. Doch nun scheint es so, dass jeder Mann und jede Frau eingeladen waren. Lamech war einigermaßen verwirrt.

Am nächsten Tag, bereiteten sie alles vor. Sie wuschen ihre Kleidung und reinigten ihre Schuhe. Sie wollten dem Anlass entsprechend gekleidet sein. Obwohl Josef gesagt hatte, dass sie die Festgewänder vor Ort bekommen würden. Aber man kann ja nie wissen. Vielleicht sind nicht genügend Gewänder vorhanden und dann müssen sie mit ihrer Alltagskleidung auf das Fest. Das geht natürlich nicht …

Sie waren beide sehr aufgeregt und konnten kaum schlafen in dieser Nacht. Am frühen Morgen standen sie auf zogen ihre Gewänder an und machten sich auf den Weg. Die halbe Stadt war bereits auf den Beinen. Und alle zogen hin zum königlichen Palast. Unterwegs trafen sie Josef. Er hatte sich in ein wirklich prunkvolles buntes Gewand gehüllt. Stickereien aus Goldfäden zierten den Saum und eine schwere goldene Kette baumelte an seinem Hals. So schritten sie voller Erwartung dem königlichen Palast entgegen.

Am Eingang wurde jedem und jeder ein Festgewand überreicht. Lamech und seine Frau legten mit Freuden das Festgewand an. Josef lehnte dankend ab. „Ich bin bereits dem Anlass gemäß gekleidet“, meinte er nur dem Diener am Eingang gegenüber und ging hinein in den Innenhof.

Es waren wirklich fast alle hier, die Lamech kannte. Da waren Händler wie Josef und Bauern wie er. Aber auch Handwerker, Soldaten, Zöllner, Bettler und sogar einige stadtbekannte Diebe und Gauner waren darunter. Alle trugen dasselbe Festgewand, das sie am Eingang erhalten hatten. So waren alle bei diesem Fest wie Gleichgestellte.

Die Hochzeit konnte beginnen. Nachdem die Zeremonie im Innenhof beendet war, wurden im großen Saal Speisen und Getränke aufgetischt. Dort begrüßte der König die Gäste und freute sich darüber, dass nun doch so viele gekommen waren, so viele seiner Einladung gefolgt waren. Sie hatten auch alle die einzige Bedingung erfüllt, die er gestellt hatte: Alle trugen das Festgewand, das er für seine Gäste bereitgelegt hatte; alle bis auf Josef. So blieb es natürlich nicht aus, dass Josef dem König ins Auge fiel. Er ging auf Josef zu und fragte ihn verwundert: „Freund, wie bist du hier hereingekommen und hast doch kein hochzeitliches Gewand an?“ Damit hatte Josef nicht gerechnet. Er blickte an sich hinunter und dachte: Das soll kein hochzeitliches Gewand sein? Josef war sprachlos. Er war sich sicher, dass er den Ansprüchen des Königs aus eigenen Mitteln und aus eigener Stärke heraus genügen würde. Er war ein reicher Mann und hatte es nicht nötig das Geschenk des Königs, das Festgewand, das alle anderen trugen anzunehmen. Was sollte nun diese Frage? So fiel ihm absolut nichts ein, das er erwidern hätte können oder erwidern hätte wollen. So kam es, dass er vom König vor die Tür gesetzt wurde. Er hatte sich durch sein Verhalten selbst ausgeschlossen aus der Gemeinschaft.

Jesu Gleichnis endet mit den Worten: Denn viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt.

So stellt sich mir die Frage:
Wie werde ich auserwählt?
Was muss ich tun, damit aufgenommen bin im Himmelreich?
Was muss ich tun, um zu Gott zu gehören?

Wenn ich auf das Gleichnis höre erscheint es doch eigentlich ganz einfach.

Es spricht zu mir:

Vergiss deine eigenen Leistungen
Vergiss was du erreicht hast im Leben
Vergiss dein Vermögen, das du dir erworben hast.
Nimm dich selbst nicht zu wichtig.
Für Gott bist du wichtig – ganz ohne deine Leistungen, ohne dein Vermögen

Das einzige das zählt, ist das Vertrauen in Jesus, das Vertrauen in Gott.

Du brauchst dich nicht mit eigenen Punkgewändern zu schmücken, um Gott zu gefallen. Ziehe das Gewand an, das Gott dir gibt.
Lass ihn hinein in dein Leben, höre auf sein Wort und lebe sein Vertrauen in dich.

Nimm sein Geschenk voll und ganz an, dann kommt alles andere wie von selbst.

Dann wird Gott deine Sünden vergeben. Du selbst wirst, aus deinem innersten Ich heraus bestrebt sein diese Vergebung nicht als Mittel zum Zweck der eigenen, äußerlichen „reinen Weste“ zu missbrauchen.

Du wirst weiterhin Fehler machen. Doch die Vergebung bei Gott, lässt dir immer die Möglichkeit es beim nächsten Mal besser zu machen. Das hochzeitliche Festgewand, der Liebe Jesu lässt dich teilhaben an der Gemeinschaft mit Gott.

So einfach es auch klingen mag – Dieses Geschenk anzunehmen, fällt oft schwer. Zeigt es uns doch wie unwichtig vieles von dem ist, was unser Leben ausmacht. Was in unserem Leben für uns wertvoll erscheint.
Doch auch dies verzeiht uns Gott. Er kennt uns und freut sich über jeden verlorenen Sohn über jede verlorene Tochter, der oder die den Weg zurück zu ihm einschlägt.
So kann auch der Mann vom Anfang diesen Kreislauf aus Schuld, dem sich selbst vorgespielten Schuldeingeständnis und geheuchelten Bitte um Vergebung durchbrechen.
Auch für ihn und uns alle gilt:
Lebe nicht äußerlich, sondern von Herzen.

Mit Gottes Liebe im Herzen, wird auch mein Leben Erfüllung erfahren. Dessen bin ich mir sicher.

Jesus erwartet uns.
Er hilft uns unsere nutzlosen Lebenskleider ab- und das Festgewand der göttlichen Liebe anzulegen.

(Psalm 103) Barmherzig und gnädig ist der HERR, geduldig und von großer Güte.

 

Kommt, atmet auf, ihr sollt leben   639 1–3