Der Seelenfütterer - Klaus Bendel

Glauben (er)leben

Der zweite Brief ...                                    

Erinnern sie sich, als Sie Ihren ersten Brief geschrieben haben? 
Vielleicht hatten Sie ja Unterstützung von einem lieben Menschen. 
Erinnern Sie sich worum es darin ging?
War es vielleicht ein lieber Gruß an die Familie zu Hause, 
oder an eine gute Freundin, einen guten Freund?
Oder war es sogar ein Liebesbrief? 
Heute ist Briefeschreiben ja leider ziemlich out. Es werden heutzutage SMS verschickt oder WhatsApp-Nachrichten. Doch was für die Briefe und digitalen Nachrichten gleichermaßen gilt:
Es ist nicht immer leicht die richtigen Worte zu finden. Vor allem dann nicht, weil wir meist nicht wissen, wie der Empfänger des Briefes reagieren wird.

So wie der Mann, um den es heute geht. Seine Geschichte spielt um das Jahr 58 nach Christi Geburt. Er war viel herumgekommen. Überall hat er den Menschen von Jesus Christus erzählt. Nicht immer wurde er mit offenen Armen empfangen. Viele wollten nichts von seiner guten Nachricht wissen. Dann wurde er beschimpft, geschlagen und verjagt. Ja, er landete sogar im Gefängnis. Doch von seinem Glauben rückte er nicht ab.

Er war ein Mensch wie du und ich. Er hatte seine Stärken und Schwächen. Er erlebte Höhen und Tiefen. Was ihn so besonders machte, war sein Glaube. 
Er war zwar nicht bei allen beliebt, doch traf er immer öfter Menschen, die ihr Herz der Guten Nachricht von Jesus Christus öffneten. Sie ließen Gott in ihr Leben; und es wurden immer mehr.

In vielen Städten hatten sich Menschen im Namen Jesu zusammengeschlossen. Gemeinden gebildet.
Es waren viele Menschen mit vielen Meinungen. 
Besonders viele unterschiedliche Menschen gab es in den Hafenstädten. Hier trafen Menschen von überall her zusammen. Das war schon früher so.

Eine dieser Hafenstädte lag in Griechenland. Ihr Name: Korinth.

Der alte Mann hatte erfahren, dass es Glaubensfragen gab. So versuchte er durch einen Brief zu helfen. 
Er schrieb ihnen was wichtig ist am Glauben,
 was wichtig ist im Umgang mit den Menschen und im Umgang mit Gott.

Doch in Korinth dachten viele, dass dieser Mann, der ihnen das Wort Gottes gebracht hatte, doch keine Fehler haben darf. 
Immerhin ist er ja im Auftrag Gottes unterwegs. 

Bei seinem zweiten Besuch in Korinth fand er daher nur noch wenige Menschen, die ihn dort willkommen hießen. Die meisten sagten: So einer wie du, kann doch uns kein Vorbild sein. Du bist ja auch nicht anders, als die meisten von uns und du willst uns sagen, was wir zu tun haben?

So verlies der alte Mann Korinth und zog nach Makedonien.

Auch in Makedonien hatte es der Apostel nicht leicht. Die Anhänger der alten Heidenreligionen, machten ihm und seinen Anhängern das Leben schwer.

Eines Morgens, sitzt der alte Mann am Tisch und nimmt eben die erste Mahlzeit des Tages zu sich. 
Zuvor hatte er noch gebetet. 
Gebetet um Kraft, um Geduld, um Zuversicht und um Gottes Hilfe bei seiner Aufgabe als Apostel des Herrn.



 „Guten Morgen Meister“ sein Schüler Timotheus betritt freudestrahlend das kleine Zimmer. „Wir haben Besuch!“ 

Müde und doch erwartungsvoll hebt der alte Mann sein Haupt. 
Die ehemals kräftige Farbe seiner Haare ist einem ehrwürdigen Grau gewichen.
Die Belastungen des Lebens haben seinen Körper geschwächt. 
Doch sind da noch seine Augen. 
Wie heißt es so schön: Die Augen sind das Fenster zur Seele.
Da sind seine Augen … und seine Augen strahlen!
Dieses Strahlen in seinen Augen zeugt von einer inneren Kraft. 
Eine innere Kraft, die jedoch nicht von ihm selbst kommt. 
Diese Kraft kommt von Gott. 
Sie kommt von der Guten Nachricht des Christus Jesus und der Freude und Zuversicht, die sie in jedem erweckt, der dies zulässt. 
Besonders spürbar wird dies, sobald wieder ein Mensch sein Herz der Guten Nachricht geöffnet hat.  

„Seht wer gekommen ist!“
Ein junger Mann betritt den Raum.

„Bruder Titus!“ mit strahlendem Gesicht erhebt sich der alte Mann von seinem Platz und geht mit großen Schritten auf ihn zu. Sie umarmen sich voller Wiedersehensfreude. „Erzähle, wie ist es dir ergangen?“

„Mein Herz ist voller Freude, dass ich euch gesund hier antreffe. Ich bringe euch frohe Kunde aus Korinth“

„Aus Korinth?“ ein leichter Schatten des Zweifels legt sich über das Gesicht des alten Mannes. Sein letzter Besuch dort ist ihm nicht gut in Erinnerung geblieben. „Welche Neuigkeiten bringst du mit aus Korinth?“

„Sie haben ihr Unrecht eingesehen! Sie bitten euch um Verzeihung. All die Brüder und Schwestern dürstet nach eurer Wegweisung.“

Der alte Mann fällt auf die Knie und hebt seine Arme zum Himmel: 
„Herr Gott, ich danke dir. Du hast meine Gebete erhört und ihre steinernen Herzen erweicht.“ Tränen der Freude rinnen ihm übers Gesicht.

Titus und Timotheus helfen dem alten Mann auf.

Nach einem kräftigenden Frühstück machen sich der alte Mann und sein Schüler Timotheus Gedanken. 
Gedanken der Wegweisung an die Gemeinde in Korinth.
Wie soll es nun weitergehen mit der Gemeinde.? 
Wie sollen sich all die Frauen und Männer verhalten?

Der alte Mann ist froh und dankt Gott. Die Menschen in Korinth sind wieder bereit. Bereit für Gottes Wort.

Nun sitzt er hier in Makedonien und versucht einen Brief zu schreiben. 
Er möchte seinen Mitchristen mit deutlichen Worten den Weg zeigen. 
Er möchte ihnen den Weg zeigen in und durch ein gottgefälliges Leben. 
Gemeinsam mit seinem Schüler Timotheus macht er sich mit Gottes Hilfe daran, die richtigen Worte zu finden.
Worte der Freude füllen die Zeilen. Doch auch Worte der Ermahnung finden darin ihren Platz.

Hören wir einen Ausschnitt aus diesem nunmehr zweiten Brief. 
Wir hören die Verse 1-10 aus dem 2. Kapitel des Briefes an die Gemeinde in Korinth:

„Als Mitarbeiter aber ermahnen wir euch, dass ihr nicht vergeblich die Gnade Gottes empfangt. 
Denn er spricht (Jesaja 49,8): »Ich habe dich zur willkommenen Zeit erhört und habe dir am Tage des Heils geholfen.« Siehe, jetzt ist die willkommene Zeit, siehe, jetzt ist der Tag des Heils!

Die Bewährung des Apostels in seinem Dienst

Und wir geben in nichts irgendeinen Anstoß, damit dieser Dienst nicht verlästert werde; sondern in allem erweisen wir uns als Diener Gottes: in großer Geduld, in Bedrängnissen, in Nöten, in Ängsten, in Schlägen, in Gefängnissen, in Aufruhr, in Mühen, im Wachen, im Fasten, in Lauterkeit, in Erkenntnis, in Langmut, in Freundlichkeit, im Heiligen Geist, in ungefärbter Liebe, in dem Wort der Wahrheit, in der Kraft Gottes, mit den Waffen der Gerechtigkeit zur Rechten und zur Linken, in Ehre und Schande; in bösen Gerüchten und guten Gerüchten, als Verführer und doch wahrhaftig; als die Unbekannten und doch bekannt; als die Sterbenden, und siehe, wir leben; als die Gezüchtigten und doch nicht getötet; als die Traurigen, aber allezeit fröhlich; als die Armen, aber die doch viele reich machen; als die nichts haben und doch alles haben.“

Haben Sie erraten, wer unser Briefeschreiber ist?

Ja genau! Es ist der Apostel Paulus!

Paulus war ja bei weitem nicht immer ein Freund von Jesus Christus und seinen Anhängern. Am Anfang hatte er sogar noch einen anderen Namen. Man nannte ihn Saulus. Er stammte aus Tarsus, einer Hafenstadt in der heutigen Türkei. Saulus hatte die Christen verfolgt und gefangen genommen. Erst als ihm Jesus sein Augenlicht genommen hatte, erkannte er die tiefe Wahrheit, die in dieser damals neuen, Guten Nachricht steckte.

Als er wieder sehen konnte, sah er die Welt in einem anderen Licht. 
Aus dem schlimmsten Verfolger war der treueste Nachfolger geworden. 
Aus Saulus wurde Paulus. Paulus der Heidenapostel.

Wollen wir nochmals zu Ihrem ersten Brief zurückkommen. 
Hatte er damals den gewünschten Erfolg? 
Oft wird sich der Empfänger gefreut haben. So wie das meistens ist, wenn man einen lieben Brief bekommt.

Dieser zweite Brief des Paulus kam jedenfalls gut an, in seiner Gemeinde.

Und das, obwohl er die Menschen darin ermahnt. 
- ..und wer möchte schon gerne ermahnt werden?

Doch sie hatten erkannt, dass sie einen falschen Weg eingeschlagen hatten. 
Sie hatten erkannt, dass dieser falsche Weg nicht zu Gott führt. 
So hofften Sie auf eine Wegweisung. 
Eine Wegweisung dieses alten Mannes.
Des alten Mannes mit all seinen Stärken und Schwächen.

Paulus zeigt der Gemeinde in Korinth, dass durch Gottes Kraft so viel möglich ist.

Durch Gottes Kraft kann jede Schwäche zur Stärke werden. 
Durch Gottes Kraft gehen wir durch das Leben und
wie Paulus schreibt, tun wir das …

„… als die Unbekannten und doch bekannt; 
als die Sterbenden, und siehe, wir leben; 
als die Gezüchtigten und doch nicht getötet; 
als die Traurigen, aber allezeit fröhlich; 
als die Armen, aber die doch viele reich machen;
 als die nichts haben und doch alles haben.“

Die scheinbare Schwäche ist in Wirklichkeit keine. 
Vielmehr noch: durch die eigenen schlechten Erfahrungen, unseren Schwächen, können wir uns erst in das Leben anderer hineinversetzen.

Durch die Liebe und Gnade Gottes, führt uns die eigene Schwäche hin zu unseren Mitmenschen. 
Sie führt uns hin zu den Menschen und öffnet ihr Herz. 
Die Liebe Gottes gibt unserer Schwäche die Kraft. 
Sie öffnet das Herz unserer Mitmenschen für die Liebe Gottes.

So dürfen wir uns freuen: 
Keine Schwäche ist so groß, dass Gottes Liebe keine Stärke daraus machen könnte. 
Eine Stärke mit der jede und jeder von uns zu einem Segen für unsere Mitmenschen werden kann.

Und wenn wir uns wieder einmal schwach fühlen. 
Wenn wir uns unwürdig fühlen – unwürdig Gottes Wort unseren Menschen zu erzählen. 
Dann ihr Lieben, sind wir mit Paulus in bester Gesellschaft.

Paulus fleht zu Gott um seinen Beistand. 
Und was der Herr zu ihm gesagt hat gilt auch hier und heute für uns:

Auch wir dürfen uns freuen, an Gottes Wort:
„Meine Gnade muss dir genügen, denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig..“

AMEN

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18.02.18 - Predigt zu 2. Korinther 2, 1-10 - von Klaus Bendel